Ein Konvoi französischer Militärfahrzeuge hat vor einigen Tagen Menzingen im Kanton Zug erreicht (siehe Video unten). Das europäische Konsortium Eurosam präsentiert dort in Zusammenarbeit mit der französischen Armee den Spezialisten von Luftwaffe und Armasuisse das Luftabwehrsystem SAMP/T. Getestet werden nur die Sensoren, doch die französische Armée de l’Air schickte ein komplettes System mit Radar, Lenkwaffenstarter, Feuerleitstand und Logistikkomponenten.

Nachdem der US-Konzern Raytheon im August die Sensoren des Patriot-Luftabwehrsystems in der Schweiz vorführte, ist nun das Eurosam Konsortium mit SAMP/T an der Reihe. Die beiden Hersteller möchten der Schweiz ein bodengestütztes Luftabwehrsystem (Bodluv) liefern, das im Rahmen des Programms Air2030 für zwei Milliarden Franken beschafft werden soll.

Frankreich als federführende Nation hinter dem SAMP/T Angebot hat an einer Medieninformation am 17. September in Menzingen betont, an einer Kooperation mit der Schweiz im Verteidigungsbereich sehr interessiert zu sein und dass die Schweiz bei einer Wahl von SAMP/T gleichzeitig ein Maximum an Autonomie wahren könne. Um das zu unterstreichen, ist nicht nur der Ingénieur Général Gaël Diaz de Tuesta von der französischen Rüstungsagentur DGA persönlich auf den Truppenübungsplatz Gubel gereist, sondern auch der französische Botschafter in der Schweiz, Botschafter Frédéric Journès. Frankreich wolle der Schweiz nicht einfach Material liefern, es gehe um den Aufbau von Fähigkeiten, so ihre Botschaft.

Eurosam ist ein Konsortium, an dem Thales einen Anteil von 33,3 Prozent hält. An Thales wiederum ist Dassault Aviation mit 24,7 Prozent beteiligt, 25,7 Prozent sind in französischem Staatsbesitz, der Rest ist in Streubesitz. Zwei Drittel der Eurosem-Anteile hält MBDA. MBDA gehört zu je 37,5 Prozent Airbus und der britischen BAE Systems, 25 Prozent gehören der italienischen Leonardo.

Das landgestützte SAMP/T System bietet gemäss dem Hersteller Schutz vor einer ganzen Palette von Bedrohungen – von Drohnen über Kampfhelikopter bis zum Überschall-Marschflugkörper oder ballistischen Raketen. Die landgestützte Version von SAMP/T wurde bisher von den Streitkräften Frankreichs und Italiens in Dienst gestellt.

Als Abfangrakete nutzt SAMP/T die Aster 30 Rakete, die im Gegensatz zu der von Raytheon offerierten GEM-T Rakete mit einem Booster zweistufig ausgelegt ist. MBDA sieht den Vorteil dieser Lösung in einer besseren Lenkbarkeit und damit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für Direkttreffer in jeder Höhe. Mehr zum Bonluv-System SAMP/T in der November-Ausgabe von SkyNews.ch. eb

Hightech auf der ehemaligen Bloodhound-Stellung im Kanton Zug: Links das Arabel-Radar von SAMP/T, rechts der Starter für Aster 30 Abfangraketen. Foto Eugen Bürgler

2019_11, SAMP-T, BODLUV Kopie

CH: Eurosam präsentiert der Schweiz das Luftabwehrsystem SAMP/T