CH: Die Schweiz muss sich wappnen
Leitartikel der NZZ vom 5.9.2020
Die Unsicherheit hat seit dem Ende des Kalten Kriegs erheblich zugenommen. Doch die Schweiz betreibt eine Aussenpolitik, als ginge sie das alles nichts an. Sie zweifelt am Sinn leistungsfähiger Streitkräfte, und sie tut so, als sei sie nicht auf Partner angewiesen. Das sind zwei Fehler, die sich am 27. September korrigieren lassen. Von Eric Gujer
Die Schweizer neigen dazu, ihre Aussenpolitik zu verkomplizieren, bis sie vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen. Da wird inbrünstig darüber gestritten, wie sich die Personenfreizügigkeit «sistieren» lässt, ab wann Migration zu «Dichtestress» führt und ob eine Lockerung der flankierenden Massnahmen den Arbeitsmarkt unzumutbar belastet. Das sind legitime Fragen, die aber einen wesentlichen Gesichtspunkt ausser acht lassen. Die Abstimmungen über die Begrenzungsinitiative und die Kampfjets bieten die Gelegenheit, das zentrale Thema in den Mittelpunkt zu rücken: Was bestimmt die internationale Lage in der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts, und wie soll die Schweiz darauf reagieren?
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2020_09_05, NZZ, Die Schweiz muss sich wappnen